Lego streicht Diversitätsbegriffe aus Nachhaltigkeitsbericht – trotz inklusiver Figuren

Technik Radar

Trotz anhaltender Bemühungen um mehr Inklusion in seinen Spielwelten hat Lego in seinem Nachhaltigkeitsbericht 2024 auf Begriffe wie „Diversität“, „LGBTQ+“ und „People of Colour“ verzichtet. Beobachter werten das als alarmierendes Signal – insbesondere angesichts des internationalen politischen Drucks auf Diversity-Initiativen.

Inklusive Figuren, zurückhaltende Sprache

Lego gilt seit Jahren als Vorreiter für mehr Vielfalt im Kinderzimmer. Figuren mit Down-Syndrom, Prothesen, Hörhilfen, Vitiligo oder unsichtbaren Behinderungen wie Angststörungen gehören längst zum Sortiment. Zuletzt ergänzten Minifiguren mit Sonnenblumen-Lanyards – ein Erkennungszeichen für Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen – das Angebot.

Damals betonte Lauren von Stackelberg, Chief Diversity and Inclusion Officer bei Lego: „Wir integrieren Diversität und Inklusion in alles, was wir tun.“

Doch ausgerechnet im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht für 2024 fehlt jeder Verweis auf diese Begriffe. Noch im Vorjahr wurden „Diversität und Inklusion“ mehrfach erwähnt – auch im Vorwort von CEO Niels Christiansen. Diesmal bleiben entsprechende Formulierungen außen vor.

Betonung auf Leistung statt Vielfalt?

Immerhin enthält der neue Bericht Informationen zur Geschlechterverteilung in Führungspositionen: Für 2025 strebt Lego ein Verhältnis von 57 % Männern zu 43 % Frauen an – bei einem aktuellen Stand von 57,9 % zu 41,9 %. Auffällig ist dabei die neue Formulierung, dass Beförderungen „nach Leistung“ erfolgen sollen. Diese Rhetorik erinnert an Positionen der US-Regierung unter Donald Trump, die Diversity-Vorgaben zunehmend infrage stellt.

Einfluss amerikanischer Politik?

Tatsächlich berichten mehrere europäische Unternehmen, dass sie Post von US-Vertretern erhalten haben, in der klargestellt wurde, dass der politische Rückzug von Diversity-Programmen in den USA auch für internationale Partnerunternehmen relevant sei. Der Tonwechsel bei Lego könnte also Teil eines größeren Trends sein.

Konzern: „Keine Strategieänderung“

Lego selbst weist Vorwürfe eines Kurswechsels zurück. Auf Nachfrage erklärte ein Unternehmenssprecher: „Jedes Jahr überprüfen und überarbeiten wir unsere Berichterstattung, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen Anforderungen entspricht und unsere Pläne und Ergebnisse widerspiegelt. Die Nachhaltigkeitserklärung 2024 stellt keine Änderung unseres Ansatzes in Bezug auf Diversität und Inklusion dar.“

Auch die Seite zum Thema Vielfalt auf der offiziellen Lego-Website ist weiterhin abrufbar.

Kritik von Investorenvertretern

Bei Aktivisten und Anlegerorganisationen stößt der Bericht dennoch auf Kritik. Louise Eldridge, Leiterin des Bereichs „Good Work“ bei der britischen Initiative ShareAction, warnt: „Das Entfernen von Hinweisen auf Diversität und Inklusion aus Unternehmensberichten sendet ein besorgniserregendes Signal an Investoren.“

Sie betont, dass gezielte Maßnahmen zur Förderung benachteiligter Gruppen nicht nur ethisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll seien:

„Das Beseitigen unfairer Barrieren ist gut für Mitarbeitende und für Unternehmen.“

Und weiter: „Gerade in dieser entscheidenden Phase müssen Unternehmen ihren Investoren und Kundinnen deutlich machen, dass sie weiterhin entschlossen gegen Ungleichheit am Arbeitsplatz vorgehen. Jetzt ist nicht die Zeit für Rückschritte.“